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Meine Rundreise durch China und Tibet

33 Stunden im Zug, 2800 km, bis auf 5231 Meter über Meer

Letztes Update erfolgt, Blogeintrag abgeschlossen 16.05.2019 20:00

Am 15./16.5. ging es mit dem Zug von Lhasa via Xining nach Xiang. Die Fahrt über die Berge von Tibet führte bis auf 5231 Meter über Meer.

Der Zug ist sehr modern und verfügt auch über Sauerstoff-Anschlüsse an jedem Platz für allfällige Notfälle (rechts neben meinem Gesicht sichtbar).

Ein letzter Blick auf Lhasa und den Potala-Palast…

Schroffe Gebirgesketten – wunderschön!

Den chinesischen Ingenieuren ist mit dieser Strecke, welche 2006 in Betrieb genommen wurde eine Meisterleistung gelungen. Bei der Qingzang-Bahn handelt es sich um die höchstgelegene Bahnlinie der Welt. Weite Strecken befinden sich auf Permafrostböden. 960 km befinden sich auf über 400 Meter über Meer. Der international höchstgelegene Tunnel in Permafrostboden führt durch den Fenghuo-Berg auf 4905 Meter über Meer und der weltweit längste Hochlandtunnel durchschneidet auf einer Länge von 1686 Meter das Kunlun-Gebirge.

Dank dieser Bahnstrecke dauert die Fahrt von Lhasa nach Peking heute nur noch ca 44 Stunden. Die Bahn fördert nicht nur den Tourismus sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung Tibets und könnte dem Abbau von Bodenschätzen dienen – falls es solche geben sollte.

Parallel zur Bahnstrecke wird aktuell eine 4-spurige Autobahn bis Nagqu gebaut. Ein gigantisches Projekt!

Unglaublich sind auch die Sicherheitsvorkehrungen entlang der Bahnstrecke. Einerseits der Zaun mit Stacheldraht. Andererseits aber auch ein militärischer Wachposten ca. alle 2 Kilometer, welcher Salutiert, wenn ich vorbei fahre.. äh natürlich wenn der Zug vorbei fährt 😂😂.

Vorbei an Dörfern, vielen Yakherden, Ziegen.. wunderschöne Natur!

Um 15:36 Uhr haben wir Nagqu erreicht. Hier steht der weltweit höchstgelegene Flughafen auf 4436 Meter über Meer. Die Bauarbeiten wurden 2015 gestartet. Die Eröffnung war 2016. Wie lange das wohl in Europa dauern würde? 10 Jahre Bewilligungsphase und Einsprachen, 10 Jahre Bauzeit, 10 Jahre Flicken bis zur Eröffnung… 😂

Um 16:45 Uhr fuhren wir mit dem Zug am heiligen See Cuonahu (englisch: Tsonag Lake) vorbei. Der See gilt für Tibeter, vor allem für diejenigen aus der traditionellen Bön Religion als heiliger See, da er der Seelensee des Razheng Buddha ist. Der See liegt auf 4594 Meter über Meer und hat eine Fläche von 300 Quadratkilometer. Er ist der höchstgelegene Süsswassersee der Welt.

Den höchsten Punkt der Bahnstrecke erreichten wir um 18:40 Uhr auf 5231 Meter über Meer.

Anschliessend ging es runter bis nach Xian auf 405 Meter über Meer.

Unterwegs habe ich neben den allgegenwärtigen Yaks, Kühen und Ziegen auch noch einige (wilde) Esel, Gazellen und sogar einen tibetischen Wolf gesehen.

Hinweis: die frühere Information, dass es sich um einen Schneeleopard handelte ist sehr unwahrscheinlich resp falsch. Der Reiseleiter hat das zwar behauptet und auch gesagt, es gebe in Tibet keine Wölfe… Er behauptet aber auch noch ganz andere Dinge mit erstaunlicher Selbstsicherheit. Zwischenzeitlich hatte ich kurz brauchbares Internet und konnte selbst nachschauen und bin mir sicher: der Bewegungsablauf, Grösse, Schwanz, Fell und der Kopf – es war eindeutig ein tibetischer Wolf.

Die Nacht verlief ruhig und (für mich) sehr erholsam. Der Komfort in diesem Zug ist schon sehr erstaunlich, wenn ich das mit den Nachtreisezügen in Europa (Deutschland, Österreich) vergleiche. Deutlich bequemer und auch sauberer (es wird regelmässig geputzt)!

Nach dem Sonnenaufgang gab es dann etliche Sanddühnen und Schafherden zu bestaunen.

In Xining mussten wir umsteigen und es ging dann mit einem Zug ohne Sauerstoffversorgung weiter. Das spielte mir aber keine Rolle. Mir hat der Sauerstoffanteil in der Luft jederzeit gereicht und ich bin froh, dass ich keine Beschwerden (Höhenkrankheit) hatte.

Unterwegs im Zug nach Xian konnte ich eine ganz andere Landschaft bestaunen, wo zum Teil auch Gemüse angebaut wird.

Etwa 2 Stunden vor der Ankunft in Xian fuhr der Zug längere Zeit dem Gelben Fluss entlang. Der Gelbe Fluss entspringt auf 4500 Meter über Meer und ist mit 4845 km der zweitlängste Fluss Chinas (nach dem Jangtsekiang) und der viertlängste Fluss der Welt. Seinen Namen trägt der Fluss aufgrund der gelblichen Färbung, die durch abgetragenen Löss entsteht, der über Bäche und Nebenarme in den Flusslauf gespült wird.

Neben dem Geniessen der Landschaft blieb während dieser Zugreise von 33 Stunden genügend Zeit um ein Hörbuch zu hören, darüber nachzudenken, zu entspannen und zu meditieren.

In etwa einer halben Stunde wird der Zug in Xian eintreffen. Ich schliesse diesen Blog-Eintrag hiermit ab. Morgen folgen spannende Ausflüge in Xian.

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