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Meine Rundreise durch China und Tibet

Eine ganz normale chinesische Familie

Unsere lokale Reiseleiterin in Chengdu hat aufgrund unserer vielen Fragen aus dem Leben einer ganz normalen chinesischen Familie berichtet.

Bis vor 4 Jahren galt in China die 1-Kindpolitik. Weitere Kinder waren illegal und wurden als schwarze Kinder bezeichnet. Unsere Reiseleiterin ist ein solches schwarzes Kind. Da sich ihre Eltern nicht an die Vorgaben hielten mussten sie eine hohe Strafe bezahlen. Zudem hatte sie vom Staat her nicht die gleichen Chancen und Unterstützung. Ausbildungen mussten entsprechend auch privat bezahlt werden.

Ab dem dritten Kind war bis zum 5. Monat eine Abtreibung angesagt. Wenn es später bemerkt wurde gab es wiederum entsprechende Bussen und Nachteile.

Unsere Reiseleiterin hatte Glück: genau als sie das entsprechende Alter erreicht hatte für die Ausbildungen, hat der Staat ihren Eltern den Hof und das Land abgekauft. Dies gab ihrem Leben eine unerwartete Wendung und sie ist dem Staat dafür sehr dankbar. Dadurch wurde es möglich, dass sie studieren und an der Hochschule Deutsch lernen konnte. Sie war unsere bisher beste Reiseleiterin und beim Sprechen tönte das R wirklich wie ein R.

Wenn jemand ein Kind hat, dann ist es wichtig, dieses jederzeit im Auge zu behalten. Es muss eine lückenlose Betreuung sicher gestellt werden weil es immer noch viele Kinderdiebe und einen entsprechenden Schwarzmarkt für kinderlose Ehepaare gibt. Die Wohnsituation ist oft so, dass die Grosseltern auch in der gleichen Wohnung leben. Mit dem Vorteil, dass die Kinderbetreuung einfacher geregelt werden kann und mit dem entsprechenden Konfliktpotenzial.

Kinder zu haben ist sehr teuer und schlägt im Gesamtbudget einer Familie extrem ins Gewicht. Da es zu wenig staatliche Kindergartenplätze gibt, muss dies von vielen privat organisiert und bezahlt werden. Das kostet 60-100‘000 Yuan, je nach Qualität. Bei einem durchschnittlichen steuerbaren Einkommen von 7‘000 Yuan (bezogen auf Chengdu) praktisch unbezahlbar… die normalen Lebenskosten betragen ohne Luxus schnell mal 12’000 Yuan. Entsprechend beginnen junge Chinesinnen und Chinesen so schnell wie möglich Geld zu sparen, damit sie dann später auch von angesparten Geld zehren können, um über die Runden zu kommen. Zudem haben viele mehrere Jobs (2-3). Freizeit und Hobbies sind praktisch unbekannt.

Ein hartes Leben, das ohne zu Jammern hingenommen wird. Faszinierend!

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